Kunstformen im öffentlichen Raum
Oft steht man als Betrachter vor einem sogenannten Kunstwerk und hat einen Gedanken. Das ist doch keine Kunst! Tatsächlich besteht viel von dem, was moderne Kunst ausmacht, in erster Linie aus geometrischen Formen, oder abstrakten Pinselstrichen. Waren die großen Meister der Antike tatsächlich begabte Maler und Bildhauer und beherrschten ihr Handwerk, so scheint der moderne Künstler keine wirklichen Fingerfertigkeiten mehr zu benötigen um auf dem Kunstmarkt zu bestehen. Allerdings ist ein solcher Gedanke schlichtweg falsch. Ein einfacher Strich auf einer sonst weißen Leinwand ist sicherlich für niemanden ein Problem. Aber wer würde auf diese Idee kommen und den Strich so setzen? Tatsächlich ist Kunst in erster Linie die Idee, die dahinter steckt. Es geht schon lange nicht mehr darum, die Natur möglichst realistisch abzubilden.
Provokation
Kunst hat heute oft Provokation als Motivation. Mit drastischen Mitteln wird eine Botschaft transportiert. Dazu schrecken die Künstler vor fast nichts zurück. Es geht darum, aufzufallen und im Gedächtnis zu bleiben. Eine gute Bühne für solche Kunstprojekte bietet der öffentliche Raum. Künstlerinnen, wie Milo Moiré, die ihren nackten Körper für ihre Kunstwerke einsetzt, oder Künstler wie David Černý, der mit seinem Stinkefinger kurz vor der tschechischen Präsidentschaftswahl eine übergroße violette Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger auf der Moldau platzierte. Ausgerichtet war die Hand auf die Prager Burg, den Sitz des Präsidenten. Aber nicht immer ist die Provokation so deutlich zu spüren.
Nachdenken
Oft will die Kunst uns auch zum Nachdenken bringen. Kunst im öffentlichen Raum gibt es schon lange. Die Reiterstatuen, oder Feldherren, die in Denkmalen verewigt wurden, prägen auch heute noch das Stadtbild in einigen Metropolen. Dagegen sind die heute entstandenen Skulpturen abstrakter. Statt der realistischen Abbildung stehen Symbolwirkung und der Stil des Künstlers im Mittelpunkt. Oft geht es nicht um die Provokation, sondern darum, etwas zu thematisieren. Der Gedanke dabei ist ganz ähnlich, wie bei den alten Denkmälern. Der Betrachter soll an etwas erinnert werden und über etwas nachdenken.
Realismus
Die fotorealistische Darstellung der Umwelt hat heute keine Berechtigung mehr. Kunst im öffentlichen Raum ist genauso abstrakt, wie Bilder und Skulpturen, im privaten Bereich. Die Fotografie hat sich parallel dazu als eigenständige, spezielle Kunstform etabliert. Was heute zählt ist mehr die Interpretation dessen, was man sieht und dessen, was man denkt. Im öffentlichen Raum bedeutet das aber auch, dass sich der Betrachter mit dem Kunstwerk auseinandersetzen muss. Während das Denkmal des stolzen Feldherrn, Musiker, oder Politiker aus dem Augenwinkel betrachtet werden kann und trotzdem seine Aussagekraft behält, muss man bei abstrakter Kunst im öffentlichen Raum kurz innehalten. Oft erschließt sich der Sinn erst, nachdem man die Tafeln mit den Informationen des Künstlers gelesen hat. Ein völlig neuer Zugang zur Kunst.
Kunst im öffentlichen Raum
Neben den Kunstwerken, die von den Kommunen gekauft, bzw. beauftragt werden, gibt es im öffentlichen Raum auch zahlreiche andere Kunstformen. Graffiti wird oft mit Vandalismus gleichgestellt. Sicherlich gibt es viele Jugendliche mit Spraydosen, die auch nichts anderes im Sinn haben, als fremdes Eigentum zu beschädigen, oder zu beschmutzen. Es gibt aber auch wahre Künstler. Graffitis dieser Könner werden häufig auch bestellt und bezahlt. Es ist also, in einigen Bereichen, eine echte ernstzunehmende Kunstform. Aber auch anderes Dinge, wie Plakate, oder Aufkleber stellen eine Art Kunst dar. Das Gestalten von Aufklebern ist für jeden sehr einfach und die bunten Folien werden nicht nur zu Werbung-, oder Marketingzwecke eingesetzt. Sie spielen als eigene Kunstform und damit als eine Art Kunst im öffentlichen Raum, auch eine wichtige Rolle.
Neue Sichtweise
Die Zeiten ändern sich ständig und auch die Kunst muss damit Schritt halten. Kunstprojekte sollen uns als Betrachter anregen, nachzudenken. Ein verhüllter Reichstag, eine Leinwand, über die man einige Eimer Farbe gekippt hat, oder schwarze und weiße geometrische Formen sind genauso Kunst, wie die Decke der sixtinischen Kapelle. Zu jeder Zeit gibt es eigene Herausforderungen für die bildenden Künste. So wie auch Musik und Theater sich gewandelt haben, so ist auch die Malerei und Bildhauerei heute zeitgemäß und modern. Denkt man, dass wenig dahinter steckt, dann sollte man sich immer vor Augen halten, dass dem Kunstwerk, so einfach es auch in der Umsetzung gewesen sein mag, immer ein Gedanke zugrunde liegt. Diese schöpferische Kreativität muss man anerkennen. Auch wenn Kunst nie den Anspruch hat, allen zu gefallen, ist Kunst im öffentlichen Raum eine ausgezeichnete Möglichkeit, ein breites Publikum mit einem Thema zu konfrontieren.
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